«Ha, ha, ha», lauthals lacht die ungezogene Prinzessin Yolanda ihre Freier aus. Der eine hat zu abstehende Ohren, der andere zu grosse Füsse und der nächste einen Bart wie ein Drosselschnabel. Keiner ist ihr recht – zum Leidwesen ihrer Eltern und ihrer Amme Anna. Da muss Abhilfe her. In ihrer Not geben die Eltern ihre verzogene Tochter dem erstbesten Bettler zur Frau, auf dass sie lerne, was sich im Leben gehört.
Das Gastspieltheater Zürich entführte seine vor allem kleinen Gäste am Sonntagnachmittag ins Märchenland. In einer Dialektfassung spielten sie das Märchenmusical «König Drosselbart» im Saal des Restaurants Schwert in Oberstammheim. Geschickt bezogen sie mit direkten Ansprachen die Kinder ins Geschehen ein, forderten sie auf, verbal zum Gelingen des Stücks beizutragen, indem sie der Prinzessin immer wieder sagten, dass all das schöne Land König Drosselbart gehöre. Dieser heisst eigentlich König Grimmbart, doch sie selbst gab ihm in ihrer ungezogenen Art den Namen Drosselbart in Anspielung auf seinen geschwungenen Bart.
Die sechs Schauspieler glänzten in ihren Rollen und brachten die Kinder mehr als einmal zum Lachen und Staunen. Mit ihren glitzernden Kostümen, den schönen Liedern und dem besonderen Spiel verzauberten sie die kleinen Zuschauer regelrecht. Besonders der Knappe Hans hatte es den Kindern mit seiner fröhlichen direkten und lustigen Art angetan. Heimlich lauscht er im Schloss, spinnt im Auftrag des Königs Drosselbart seine Ideen weiter und verhilft seinem Meister letztendlich zu seiner Frau. Denn nachdem er gehört hatte, dass die Prinzessin dem ersten Bettler zur Frau gegeben wird, verkleiden sich König Drosselbart und sein Knappe Hans als Bettler und singen dem König ein Lied vom Leben vor. Dies ist zugleich das Hauptthema des Nachmittags: Es ist nie zu spät, sich zu ändern. Dies durchlebt vor allem die Prinzessin leidvoll. Auf Stöckelschuhen muss sie im Wald Demut lernen. «Bitte» sagen fällt ihr ebenso schwer wie Feuer zu machen und Körbe zu flechten. Doch nach anfänglichem Zaudern wandelt sie sich und wird zur «rechten» Prinzessin, die gern wieder von ihren Eltern aufgenommen wird. Am Ende ist sie glücklich mit König Drosselbart verheiratet, und so lebten sie glücklich …
Dank der Gemeinnützigen Gesellschaft Bezirk Andelfingen (GGA) war der Eintritt zum Musical frei. In regelmässigen Abständen finanziert die GGA solche kulturellen Anlässe wie Vorträge, Theateraufführungen und Konzerte über die Mitgliederbeiträge. Zusätzlich unterstützt sie noch Familien in Not. Am Sonntag genossen das die anwesenden grossen wie kleinen Gäste ausgiebig und, wer weiss, vielleicht gibt es schon bald weitere Mitglieder bei der GGA.
Christina Schaffner
(Andelfinger Zeitung, 23.11.2010, leicht gekürzt)